Das Erzgebirge – auf dem Weg zur neuen Digitalmacht
Schaubergwerke, Schwibbögen und Weihnachtspyramiden: Das Erzgebirge ist in der Vergangenheit durch den Bergbau wohlhabend geworden und für seine einzigartigen Traditionen und Handwerkskünste bekannt. Doch nach und nach werden ganz andere Bereiche wie künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheit, Internet der Dinge (IoD oder im Englischen: Internet of Things, IoT), Datenschutz (DSGVO) und Automatisierung wichtiger.
In diesem Artikel soll es darum gehen, wie Tradition und Zukunft im Erzgebirge zusammenkommen können, welche Chancen und Risiken mit der Digitalisierung einhergehen und welche Herausforderungen das digitale Zeitalter für die Region mit sich bringt.

Historische Säulen des Wohlstands und trotzdem aktuell: der Bergbau und das Holzkunstwerk
Das Erzgebirge blickt auf eine lange Bergbaugeschichte zurück. Bereits im 12. Jahrhundert wurden hier erstmals Silber-, Zinn- und Eisenerze abgebaut. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Bergbau im Erzgebirge zu beträchtlichem Wohlstand und einer einzigartigen Kultur geführt. Zahlreiche technische Denkmäler über und unter Tage zeugen von den herausragenden Leistungen der über 800-jährigen Bergbaugeschichte. Touristen haben so die Möglichkeit, sich über die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge zu informieren und selbst in die Welt der Bergleute einzutauchen.
Nachdem der Bergbau lange Zeit wirtschaftlich nicht mehr rentabel war, hat sich die Situation inzwischen verändert. Steigende Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt haben dazu beigetragen, dass sich der Bergbau wieder lohnt. Insbesondere die Nachfrage nach seltenen Erden, die in vielen Technologieprodukten Verwendung finden, hat zu einer Renaissance des Bergbaus im Erzgebirge geführt.
Bekannt ist das Erzgebirge auch für seine Nussknacker, Räuchermännchen, Schwibbögen und Pyramiden, die in Handarbeit hergestellt und oft kunstvoll bemalt werden. Die Tradition der Holzschnitzerei reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als unter anderem Bergleute begannen, in ihrer Freizeit Holzfiguren zu schnitzen, um ihr Einkommen aufzubessern. Neben Engeln und Bergmännern wurden auch religiöse Figuren hergestellt. Später kamen Tiere und andere Alltagsgegenstände hinzu.
Das Handwerk im Erzgebirge hält nicht nur eine Tradition aufrecht, sondern ist auch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Viele kleine Handwerksbetriebe stellen auch heute noch Holzspielzeug und andere Produkte her. Die Produkte aus dem Erzgebirge werden weltweit exportiert und sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Deutschlands.
Das digitale Zeitalter ist auch im Erzgebirge angebrochen
Klar ist also: Das Erzgebirge ist reich an einzigartiger wirtschaftlicher Tradition und Expertise. Nun gilt es, diese Fähigkeiten auch in einer digitalisierten Welt zu bewahren und gleichzeitig die neuen digitalen Möglichkeiten gewinnbringend zu nutzen.
Die Digitalisierung hat dazu geführt, dass viele Unternehmen im Erzgebirge ihre Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle anpassen mussten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Technologien, um Arbeitsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. So werden digitale Arbeitsmittel wie Smartphones, Tablets und Laptops genutzt, um die Arbeit von unterwegs oder von zu Hause aus zu erledigen.
In einigen Bereichen hat die Digitalisierung zur Aufgabe traditioneller Arbeitsplätze geführt. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Arbeitsplätze, besonders im Bereich der Informationstechnologie. So gibt es immer mehr Stellenangebote für IT-Spezialisten, die sich mit der Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen entwickelnbeschäftigen. Auch im Bereich der Automatisierung und Robotik entstehen neue Arbeitsplätze. Es gibt immer mehr Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von Softwarelösungen oder die Beratung im Bereich der Digitalisierung spezialisiert haben.
Die Digitalisierung wirkt sich außerdem auf die regionale Industrie im Erzgebirge aus. So eröffnet sie neue Möglichkeiten bei der Produktion und Verarbeitung von Rohstoffen. Auch die Vernetzung von Produktion und Logistik wird durch die Digitalisierung erleichtert.
Insgesamt bieten die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung aber auch viele Chancen, insbesondere für junge Menschen, die sich für Berufe im Bereich der Informationstechnologie interessieren. Aber auch ältere Menschen können vom Wandel profitieren, wenn sie sich auf die neuen Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten und sich gegebenenfalls weiterbilden.

Herausforderungen und Gefahren der digitalen Zukunft
Trotz aller Fortschritte und Investitionen gibt es noch einige Herausforderungen, denen sich das Erzgebirge stellen muss, um seine Position als wichtiger Standort für die Digitalisierung zu festigen. Eine der größten Herausforderungen ist die Schaffung einer flächendeckenden Infrastruktur, die eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung für alle Einwohner und Unternehmen der Region ermöglicht. Obwohl das Breitbandnetz im Erzgebirge leistungsfähig ist, gibt es noch einige Gebiete, die nicht ausreichend versorgt sind.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich der digitalen Technologien. Zwar gibt es in der Region zahlreiche Bildungseinrichtungen, die Kurse und Ausbildungen im IT-Bereich anbieten, doch ist die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern immer noch höher als das Angebot. Hier besteht ein Bedarf an Ausbildung und Weiterbildung.
Neu sind auch Herausforderungen im Bereich der Datensicherheit und des Datenschutzes. Die DSGVO hat den Umgang mit personenbezogenen Daten stark reglementiert und Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die Vorschriften einhalten. Auch die Cybersicherheit gewinnt an Bedeutung, da durch die zunehmende Vernetzung das Risiko von Angriffen auf Daten und Systeme steigt.
Das digitale Potenzial des Erzgebirges: gute Ausbildung, gute Infrastruktur
Um den hier aufgelisteten Herausforderungen zu begegnen, müssen Unternehmen und die öffentliche Hand in der Region zusammenarbeiten, um die Ausbildung und Qualifikation der Arbeitskräfte zu verbessern und die Infrastruktur weiter auszubauen. Außerdem müssen Anreize für die Ansiedlung von Unternehmen geschaffen werden, die im Bereich der digitalen Technologien tätig sind.
Im Erzgebirge gibt es schon jetzt zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Digitalisierung. Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten ein breites Spektrum an Studiengängen und Forschungsmöglichkeiten, eine Vielzahl von ihnen hat sich auf die Digitalisierung spezialisiert.
So bietet die Hochschule Mittweida * den Studiengang „Angewandte Informatik“ an, der Fokus liegt hier auf der Entwicklung von Software und Systemen. Die Westsächsische Hochschule Zwickau * bietet Studiengänge in den Bereichen Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Digitalisierung an. Die Technische Universität Chemnitz * ist eine der führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Digitalisierung in der Region und bietet zahlreiche Forschungsmöglichkeiten für Studierende und Wissenschaftler.
Auch Fachkräfte haben im Erzgebirge zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzubilden. So bietet zum Beispiel die Versicherungsakademie Sachsen einen Online-Lehrgang zum Fachwirt an, der innerhalb weniger Monate zum Versicherungsfachwirt führt. Das RKW Sachsen ist ein weiteres Beispiel für eine Institution, die sich auf die Entwicklung von Fachkräften spezialisiert hat und Seminare zur Optimierung von Führungskompetenzen anbietet.

Schlusswort
IT-Sicherheit, Datenschutz, künstliche Intelligenz und Automatisierung werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Das Erzgebirge muss sich auf diese Entwicklungen einstellen und seine Position als wichtiger Standort für die Digitalisierung weiter ausbauen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wir tragen dazu bei, dass das Erzgebirge eines Tages die digitale Region der Welt wird.
* = Externe und unabhängige Angebote.