Zu Gast im Erzgebirge
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Datum: 21.12.2025 – 04.31 Uhr
Ausgabe 112
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Erzgebirger oder Erzgebirgler – welcher Begriff ist korrekt?

Manche Themen sind wichtig, andere sind wichtiger. Wo genau die Debatte um die Begriffe „Erzgebirger“ und „Erzgebirgler“ einzuordnen ist, vermögen wir an dieser Stelle nicht zu sagen. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie wichtig sie ihm persönlich ist. Für uns jedenfalls ist sie ziemlich bedeutsam, schließlich geht es um eine allgemeine Begrifflichkeit, die auch korrekt ausgesprochen werden sollte. Oder etwa nicht?

Der Streit darüber, ob es richtig „Erzgebirger“ oder „Erzgebirgler“ heißt, tobt schon recht lange. Immer wieder gab und gibt es hitzige Diskussionen zu dem Thema, die nahelegen, dass es allein schon zur Aussprache ganz unterschiedliche Meinungen gibt. Aber was ist denn nun korrekt und wie kann herausgefunden werden, was in der deutschen Sprache tatsächlich grammatikalisch richtig ist?

Genau das haben wir uns auch gefragt und uns auf die Suche nach Meinungen und Umfragen begeben. Wie sieht die allgemeine Wahrnehmung aus, wenn es um den Begriff oder eher die Begriffe geht, und welcher wird schlussendlich bevorzugt oder vielleicht auch einfach am häufigsten verwendet? Spannende Frage, nicht wahr?

Strandkorb auf einer grünen Sommerwiese im Erzgebirge

Was sagt die Sprachwissenschaft dazu?

Schaut man sich in sozialen Medien und aktuellen Umfragen um, kommt unweigerlich zum Vorschein, dass „Erzgebirger“ die angeblich richtige Bezeichnung ist. Bei einer Umfrage mit fast 3.000 Teilnehmern siegte diese Variante zumindest mit über 60 Prozent. Doch so richtig aussagekräftig ist das natürlich auch nicht. Hier müsste schon ein Sprachwissenschaftler herangezogen werden, der das Ganze ein wenig analytischer und wissenschaftlicher betrachtet.

Dazu sind Aussagen von Daniel Schöller *, einem Sprachwissenschaftler vom Institut für Germanistik und Interkulturelle Kommunikation * (IfGIK) an der TU Chemnitz, im Umlauf. Er stellt zunächst einmal klar, dass zwischen den Zusätzen „-er“ und „-ler“ unterschieden werden sollte. Während „-er“ oft an Verben angehängt wird (lehren – Lehrer), ist das „-ler“ eher ein Anhang von Substantiven (Sport – Sportler). Das ist laut Daniel Schöller schematisch und deshalb entsprechend etabliert und infolgedessen richtig.

Spannend ist zudem, dass das „-ler“ geschichtlich anscheinend eher spöttisch verwendet wurde. Da heißt es dann sarkastisch ganz einfach „Provinzler“. Auf der anderen Seite ist es möglich, dass beide Begriffe, also „Erzgebirger“ und „Erzgebirgler“, gemeinsam nebeneinander existieren und je nach Region verwendet werden. Es ist daher schwierig, hier eine feste Aussage zu treffen. Klar scheint nur, dass das „-ler“ historisch betrachtet oft spöttisch und somit abwertend hinzugefügt wurde.

Richtig und seriös scheint Erzgebirger zu sein

Die Aussagen des Sprachwissenschaftlers (man beachte das „-ler“ im Wort) lassen nur eine Deutung zu: Beides ist richtig, denn sowohl „Erzgebirger“ als auch „Erzgebirgler“ folgt einer korrekten Grammatik und Sinnhaftigkeit. Das Problem dabei ist nur, dass Wörter mit „-ler“ eben oft spöttisch und damit abwertend verwendet werden. Jedenfalls historisch betrachtet.

Wer weiter sucht, entdeckt, dass die regionalen Medien meist „Erzgebirger“ verwenden. Lokale Zeitungen nennen die Einwohner beispielsweise „Erzgebirger“ und nicht „Erzgebirgler“. Noch viel spannender ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass überregionale Zeitungen den Begriff „Erzgebirgler“ verwenden.

Es scheint also so zu sein, dass sich die Bewohner selbst als „Erzgebirger“ bezeichnen und schon immer so bezeichnet haben, während andere Regionen sie einfach „Erzgebirgler“ nannten. Vielleicht war das einst sogar wirklich spöttisch oder gar abwertend gemeint, während es heute natürlich eher wertfrei verwendet wird. Doch wenn dem so war, wäre es auch heute noch falsch, den Begriff „Erzgebirgler“ zu verwenden.

Kirchenbusch bei Großwaltersdorf im Erzgebirge

Ist Erzgebirgler eine Beleidigung?

Sprache hat sich schon immer verändert und neu geformt. Egal, ob es um das Gendern geht, wie es aktuell stattfindet, oder um einfache Begrifflichkeiten, die sich über die Zeit hinweg verändert haben. „Erzgebirger“ und „Erzgebirgler“ sind hier treffende Beispiele. Ein richtig oder falsch gibt es in diesem Sinne gar nicht, auch wenn der eine Begriff natürlich weniger gebräuchlich erscheint als der andere.

Gedichte und Aufzeichnungen legen nahe, dass „Erzgebirger“ allerdings bedeutend gebräuchlicher war. Es ist der Begriff, der am Ende verwendet werden sollte, auch weil wir durch die Sprachwissenschaft wissen, dass „Erzgebirgler“ abwertend gemeint sein kann. Etwas, was nicht sein muss und vermieden werden sollte, indem ganz einfach „Erzgebirger“ gesagt wird.

Es ist somit schlichtweg höflicher und vielleicht macht es den Begriff damit auch automatisch richtiger. Immerhin ist Höflichkeit genau das, worauf es ankommt. Auch wenn beides möglich ist, scheinen die dort lebenden Menschen „Erzgebirger“ zu bevorzugen und sich regelrecht gegen den Begriff „Erzgebirgler“ zu wehren. Wozu also etwas verwenden, was sich die dort lebenden Menschen nicht wünschen?

* = Externe und unabhängige Angebote.